Gude,
lange nix gehört. Wie geht‘s euch? Wir hoffen ihr seid den Umständen entsprechend gut ins neue Jahr gekommen.
Wir sind euch noch was schuldig. Über den Abschluss von Flagrantia sozial in 2020 konnten wir euch bisher noch nicht informieren. Das hatte (neben den äußeren Einflüssen) auch den Grund, dass uns wie zuvor bereits erwähnt die ganze Aktion ganz schön überrollt hat. Die Spendensumme von 6.220,00€ hat natürlich den Anspruch an uns hoch gehängt. Die diversen Angebote neben der finanziellen Unterstützung ebenso. Kurzum: Es war anstrengend, und wir mussten danach auch erstmal durchatmen.
Aufgrund des relativ kurzfristig ausgerufenen Lockdowns im Dezember mussten sowohl die Abgabe der Geschenke für die Kids, als auch die Verteilung der Care Beutel für Wohnsitzlose zügig über die Bühne gehen.
Wünsche von Kindern und Einrichtungen die mit Kindern arbeiten hatten wir aus zwei Richtungen bekommen.
Der erste Teil ging an die Römerpassage mit ihrem Wünschebaum. Die Verantwortlichen dort hatten uns Wünsche einer Jugendeinrichtung der Malteser sowie aus der Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik besorgt. Die Übergabe mit der Römerpassage musste wegen des Lockdowns plötzlich sehr schnell gehen und wurde dann relativ kurzfristig am Montag den 14.12. organisiert.
In der Römerpassage war dann vor Weihnachten ein Schaufenster frei geräumt worden, in dem alle Geschenke ausgestellt wurden. Am Wünschebaum hingen nach ein paar Tagen anstatt der Kinderwünsche viele selbstgemalte Karten mit Danksagungen der beschenkten Kinder.
Der zweite und weitaus größere Teil ging an diverse Einrichtungen des Kinderschutzbundes, die insgesamt 30 Einrichtungen in und um Mainz betreuen. Dort fand die Übergabe am 16.12. statt. Drei vollgepackte Autos voller Geschenke haben dort für mächtig Staunen gesorgt. Neben den Einzelwünschen der Kinder hatten wir noch tütenweise Bastelkram, private Spenden mit Spielzeug, unterschriebene Fußbälle von Mainz 05 und massig Klamotten der Spieler vom letzten Jahr dabei. Eine Gesamtspende in der Dimension war auch für die Mitarbeiterinnen vor Ort neu und überwältigend.



Eine Geschichte möchten wir dort besonders hervorheben: Der Kinderschutzbund betreibt in Zotzenheim eine Wohneinrichtung für Kinder, die dort fest und betreut wohnen. Als wir zuerst Kontakt zum Kinderschutzbund hatten, wurde uns diese Einrichtung direkt als Spendenempfänger ans Herz gelegt. Unter anderem kam von dort der Wunsch eines 13-jährigen Mädchens, das sich ein Fahrrad gewünscht hat, um zur Schule fahren zu können. Dieser Einzelwunsch hat einige von uns echt gekriegt und uns war schon relativ schnell klar, dass wir ihr ein Fahrrad kaufen, zur Not auch aus privaten Mittel falls unsere Aktion nicht genug hergegeben hätte. Eines vorweg: wir haben ihr das Fahrrad gekauft und zwar genau das, welches sie sich im Laden ausgesucht hatte, plus einem Schloss, Vorder- und Rücklicht sowie allem, was man halt so dafür braucht.
Die anderen Kids aus Zotzenheim hatten jeweils 2-3 Wünsche aufgeschrieben von denen sie gerne einen gehabt hätten. Wir haben alle gekauft. Und das hat sich als die richtige Entscheidung herausgestellt. Als wir beim Kinderschutzbund zur Übergabe ankamen, stand die Leiterin der Einrichtung aus Zotzenheim mit ihrem Wagen vorm Haus, um die Geschenke für ihre Einrichtung einzuladen. Diese war ziemlich aufgelöst, weil sie sich so sehr gefreut hat für ihre Kids. In der Einrichtung gibt es einen Tagessatz pro betreutem Kind. Davon muss alles bezahlt werden. Essen, Kleidung und was sonst noch so anfällt. Dieser Tagessatz reicht natürlich nicht für große Sprünge und schon mal gar nicht für fette Weihnachtsgeschenke. Sie sagte uns außerdem, dass alle Kinder dort – wenn sie überhaupt Geschenke bekommen haben – immer nur gebrauchte oder abgetragene Sachen bekommen haben. Sie meinte, dass „etwas Neues“ das Größte für die Kids sein wird. (Dazu sei angemerkt: die Zotzenheim Kinder hatten echt kleine Wünsche).
Das Mädchen mit dem Fahrrad spart wohl ihr weniges Taschengeld seit ewig für ein Fahrrad. Dank Eurer Unterstützung hat sie nun eins bekommen.
Parallel haben wir die Verteilung unserer Care Beutel für Wohnsitzlose, sowie von Kleidungs- und Sachspenden organisiert. Bei der Vorbereitung und Planung hatten wir uns bereits mit dem Verein Wohnsitzlos in Mainz e.V. bzw. hier insbesondere mit Nathalie Böhm, die in Mainz als „der Engel der Obdachlosen“ bekannt ist, kurzgeschlossen. Von Anfang an wollten wir verhindern, dass unsere Hilfe überheblich oder wie eine Bevormundung bei den Wohnsitzlosen ankommt. Die Grenze zwischen gut gemeint und schlecht umgesetzt ist bei solchen Aktionen oft fließend. Auch Wohnsitzlose sind vollwertige Mitglieder unserer Gesellschaft mit Bedürfnissen und Wünschen. Für uns war es selbstverständlich auch diese zu erfüllen, ohne sie zu hinterfragen. So haben wir neben Lebensmitteln, Lebensmittelgutscheinen, Hygieneartikeln und Taschenlampen auch Zigaretten und Power Banks besorgt und an die Wohnsitzlosen verteilt. Gewünscht waren auch einfache Smartphones mit der Möglichkeit eines Internetzugangs. Leider konnten wir diese vor dem Lockdown nicht mehr besorgen, behalten das Thema aber für zukünftige Aktionen im Hinterkopf.


Unsere Beutel haben wir an zwei Terminen gemeinsam mit Nathalie Böhm in der Innenstadt an einem Anlaufpunkt für Wohnsitzlose ausgegeben. Dort haben wir zusätzlich für 400€ Take-Care Gutscheine gekauft, wodurch auch noch die lokale Gastro in der aktuell schwierigen finanziellen Lage unterstützt wird. Diese Gutscheine für eine warme Mahlzeit können die wohnsitzlosen Menschen in teilnehmenden Restaurants und Gaststätten einlösen.
Die Freude und Dankbarkeit unter den Beschenkten war groß. Größer war nur unsere Freude darüber. Die Wohnsitzlosen haben sich nicht nur über die toll gepackten Beutel gefreut, sondern vor allem darüber, dass an sie gedacht wird und wir uns für sie und ihre Geschichten interessieren. Wir haben tolle Gespräche geführt und nette Menschen kennengelernt.
Wenn ihr einen wohnsitzlosen Menschen trefft, dann schenkt ihr/ihm ein wenig von eurer Zeit. Ein offenes Ohr ist manchmal wertvoller als der gespendete Euro. Auch außerhalb von Weihnachten ist es kalt und Menschen leben auf der Straße. Wir haben einen Restbetrag aus der Spendenaktion und werden diesen in diesem Jahr in weitere Beutel und Aktionen investieren.
Abschließend gilt unser Dank erneut allen Spendern, Helfern und Organisationen die uns unterstützt haben. Dank euch wurde aus unserer fixen Idee eine richtig erfolgreiche Geschichte.
Grazie Mille !
Wohnsitzlos in Mainz e.V.
Kinderschutzbund Mainz
Meenzer on Tour
Kohorte u. Jungspunde Duisburg
Römerpassage Mainz
Wirth der Kinderladen und Spiele Max für faire Preise
…und die zahlreichen Spender*innen.